Künstliche Intelligenz hat sich in kürzester Zeit als mächtiges Werkzeug in der Kreativbranche etabliert. Mit den KI-basierten Tools der Adobe Creative Cloud, Midjourney, ChatGPT und Co. scheinen die Möglichkeiten grenzenlos: Objekte entfernen, Bilder ergänzen, neue Visionen erschaffen, Musik und Videos in Sekundenschnelle erstellen – die Vielfalt ist beeindruckend. Doch bei all der Begeisterung: Welche echten Vorteile bieten sie und welche Herausforderungen müssen wir meistern?

Schon vor dem großen KI-Boom seit 2022 haben wir bei New Communication mit KI-Tools gearbeitet. Die Bildqualität und Auflösung verbessernde Software Gigapixel von Topaz und Funktionen wie intelligente Masken, inhaltsbasierte Füllung und intelligente Objektauswahl in der Adobe Cloud erleichterten bereits viele Aufgaben. Obwohl diese Tools oft weniger als KI hervorgehoben wurden, sind sie bis heute hilfreich.

Gesagt, getan. Getippt, gemalt.

Seit Mai 2023 ist die generative Füllung bzw. Bilderweiterung in Photoshop ein unverzichtbarer Helfer geworden. Diese Funktion nutzt KI, um Inhalte basierend auf einfachen Textbefehlen zu ergänzen, zu erweitern oder zu entfernen und dabei realistische Ergebnisse zu erzeugen, die in die bestehende Bildumgebung passen. Prozesse, die früher viel Know-how und Fleißarbeit erforderten, werden dadurch erheblich abgekürzt. Auch die intelligente Objektauswahl in Photoshop und die intelligenten Masken in Lightroom und Camera RAW helfen, Bildbereiche schnell auszuwählen und zu bearbeiten.

 

Als unser bevorzugtes Tool zur Bildgenerierung hat sich ganz klar Midjourney etabliert. Es ermöglicht die Erstellung realistischer Stockbilder, kreativer Neuschöpfungen und detaillierter Aufnahmen von schwer zu fotografierenden Objekten. Die Fähigkeit, Bilder mithilfe von Referenzbildern zu generieren, weiterzuentwickeln und hochzuskalieren, macht es zu einem mächtigen Werkzeug. Darüber hinaus nutzen wir Tools zur Transkription und Übersetzung von Videos oder Podcasts. ChatGPT kann helfen, Denkblockaden zu lösen und komplexe Sachverhalte zu strukturieren. Wenn man ChatGPT kreativ gegenübertritt und den eigenen Kopf nicht ausschaltet, ist es ein unfassbar mächtiges Tool. Für Namensschöpfungen oder direkte Ideenfindung ist es jedoch weniger geeignet, da der Output oft zu generisch und stets auf Wahrheitsgehalt zu überprüfen ist. Zum Kürzen, Zusammenfassen und Erklären von komplexen Themen bietet es jedoch eine große Zeitersparnis und ist ein hilfreicher Begleiter im (Arbeits)alltag.

Unsere KI-Taskforce

Um die Vielzahl neuer KI-Tools effektiv zu nutzen, haben wir bei New Communication eine KI-Taskforce gegründet. Diese Gruppe behält die neuesten Entwicklungen im Blick und teilt relevante Informationen mit dem Team. Ein monatliches Kontingent ermöglicht es uns, kostenpflichtige KI-Tools zu testen und deren Nutzen zu evaluieren.

In einer sich stetig wandelnden Branche wie der Werbebranche sind wir es gewohnt, unsere Arbeitsabläufe anzupassen. Unsere strukturierte Herangehensweise hilft, alle auf dem neuesten Stand zu halten. Die rasante Entwicklung der KI-Branche erfordert kontinuierliches Lernen und Anpassen – Herausforderungen, der wir uns gerne stellen.

Foto-Finish oder Langstrecke?

Eine der größten technischen Hindernisse besteht darin, dass viele KI-Tools „fertige“ Produkte ausgeben – egal, ob Videos, Bilder oder Soundfiles. In der Kreativbranche ist jedoch non-destruktives Arbeiten entscheidend. Korrekturschleifen, bei denen Schritte zurückgegangen und Details geändert werden, sind mit KI-generierten Inhalten anspruchsvoll, da die generierten Inhalte meist nicht exakt reproduzierbar sind. Transparenz gegenüber dem Kunden ist hier entscheidend. Es muss klar kommuniziert werden, dass es bei der Nutzung von KI zu Überarbeitungen kommen kann, die zeitlich nicht immer vorhersehbar sind und daher abgewogen werden muss, wann und weswegen der Einsatz von KI sinnvoll ist. Bildgenerierende KI wie Midjourney liefert zwar beeindruckende Ergebnisse, doch auch fehlerhafte Darstellungen von Augen und Händen oder Schwierigkeiten bei Gruppenbildern bleiben nicht aus. Diese Problematik hat sich inzwischen rasant verbessert, ist aber noch nicht vollständig gelöst.

Mensch vs. KI

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist unsere Fähigkeit, kreative Ideen zu entwickeln. Als Agentur ist es unsere Aufgabe, innovativ zu sein. Wenn wir die KI geschickt einsetzen, kann daraus ebenfalls einzigartiger Output resultieren. Verlassen wir uns jedoch darauf, dass die KI selbst kreativ ist, entstehen keine wirklich neuen Ergebnisse. Häufig wirken diese lediglich zufällig kreativ, wenn die KI einen Befehl falsch interpretiert oder auf bereits vorhandene Werke zurückgreift. Daher ist es entscheidend, die KI als unterstützendes Werkzeug zu betrachten und nicht als Ersatz für menschliche Kreativität.

Zusätzlich müssen die KI-generierten Ergebnisse stets überprüft werden. Generierte Bilder sehen auf den ersten Blick oft beeindruckend aus, zeigen bei genauerer Betrachtung jedoch Fehler. Videos neigen dazu, sich schnell zu entfremden und in unkontrollierbare Richtungen zu entwickeln. Bei textgenerierenden Modellen darf man sich nie blind auf die Richtigkeit der Informationen verlassen. Da es nur selten Zwischenschritte gibt, hat man wenig Einfluss während der Generierung und muss die Ergebnisse auf ihre Brauchbarkeit prüfen. Dies erfordert konsequente Kontrolle und Anpassung.

Präzise, präziser, Prompts!

Die Entwicklung von KI-Tools schreitet schnell voran und verändert kontinuierlich die kreative Arbeit. Ein zentrales Element ist das „Prompten“ – die Fähigkeit, der KI präzise Anweisungen zu geben. Zu prompten lernt man am besten durch Praxis und Kontrolle des Outputs. Ein guter Prompt führt zu den gewünschten Ergebnissen. Andernfalls muss man ihn anpassen und verstehen, wie das jeweilige Tool auf die Eingaben reagiert. Jedes Wort im Prompt wird interpretiert und kann das Ergebnis beeinflussen. Bei Midjourney beispielsweise ist es unnötig, „create a picture of …“, zu schreiben, da das Tool speziell zur Bilderstellung entwickelt wurde. Die Entwicklung der Tools, insbesondere der Large Language Models wie ChatGPT, wird in Zukunft noch präziser und benutzerfreundlicher.

Wir haben inzwischen zahlreiche Tools getestet. Von Video- und Bildgenerierung bis hin zu Live-Generierungstools. Einige dieser Tools sind noch in der Beta-Phase und haben keine strengen Inhaltsbeschränkungen. Dies kann wiederum problematisch sein, wenn es um riskante Inhalte wie Gewalt oder Nacktheit geht. Der Einsatz solcher Tools erfordert daher besondere Vorsicht und sorgfältige Prüfung.

Aufwand und Nutzen in der Kreativbranche

Die nützlichen KI-Tools und Funktionen innerhalb der Adobe Creative Cloud sparen uns wirklich Arbeit und machen uns faktisch schneller. Es ist jedoch schwierig, den Zeitaufwand für die Erstellung spezifischer Inhalte im Voraus zu bestimmen. Die Komplexität des gewünschten Motivs spielt eine große Rolle. Manchmal gelingt es auf Anhieb, das gewünschte Ergebnis zu erzielen, aber in den meisten Fällen sind zunächst einige Anläufe notwendig. Der KI „beizubringen“, was sie umsetzen soll, mag abstrakt klingen, ist aber ein wesentlicher Teil des Prozesses. Dies erfordert viel Erfahrung und Kenntnis über die Funktionsweise und Limitierungen der Tools. Auch das Prompten allein reicht oft nicht aus. Man muss sämtliche Funktionen der KI-Tools verstehen und anwenden können. Und selbst dann ist es schwer vorherzusehen, wie lange der Prozess dauern wird, das gewünschte Motiv umzusetzen.

Fazit

Die Einführung von KI in die Kreativbranche hat spannende neue Möglichkeiten eröffnet und gleichzeitig Hürden aufgestellt, die vorausschauend eingeplant werden müssen. Zahlreiche unserer Projekte profitieren von KI-Tools, doch die menschliche Kreativität ist und bleibt unverzichtbar. Experimente mit KI machen Spaß und fördern Innovation. Die rasante Entwicklung der KI erfordert jedoch gleichzeitig kontinuierliche Lernbereitschaft und Anpassungsfähigkeit. Daher ist es wichtig, die Balance zwischen Neugier und Überforderung zu halten. Wir sind gespannt, was die Zukunft der KI für uns bereithält.

Nils ist Mediengestalter bei New Communication und hat wirklich schon alles gemacht: im Kino gejobbt. Im Atomkraftwerk und auf einer Bohrinsel gearbeitet. Stefan Raab beleidigt. Und seine Frau davon überzeugt, eine 2 Meter große Chewbacca-Figur im Wohnzimmer aufzustellen. Jetzt macht er vor allem eines: uns glücklich!

Relevante Fachartikel

27.03.2024

KI-Tools der Stunde: Multimodale Anwendungen auf dem Vormarsch

In Sachen technologischer Innovationen hat neben KI derzeit kaum etwas Platz. Aus gutem Grund. Sie verändert nicht nur die Art und Weise, wie wir mit der Welt interagieren, sondern revolutioniert auch branchenübergreifend Geschäftsmodelle und Arbeitsprozesse. KI-basierte, multimodale Anwendungen stehen im Zentrum dieser Transformation, indem sie die Grenzen der digitalen Interaktion verschieben und so völlig neue Möglichkeiten schaffen. Was in der praktischen Anwendung dieser zu beachten ist und warum sich in der Welt der KI-Tools erneut ein enormer Umbruch anbahnt, erklärt NC-Berater Patrick Kostorz.

17.01.2024

KI-Update – Recordbusiness ohne Regeln

KI-Technologie ist 2023 nicht gewachsen. Sie ist regelrecht explodiert. Nicht nur bei Privatnutzer*innen. Für immer mehr Branchen werden KI-gesteuerte Tools unverzichtbar. Alles cool. Oder?

03.01.2024

Design Trends 2024

Maximale Lesbarkeit und verschnörkelte Typografie. Schnurgerade Linien und visuelle Opulenz. Beein­druckende KI­-Kunst und absichtlich hässliche Bilder: 2024 wird das Jahr der gegensätzlichen Trends. Welche das genau sind, das zeigen euch unsere Kreativ-Direktoren Lutz Lungershausen, Christian Klose und Patrick Wilkens.

Heiß auf Insider-Infos?

Immer up to date: Unser Newsletter versorgt dich einmal monatlich mit brandneuen Trends und Innovationen aus der Kommunikationswelt.

Newsletter bestellen